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Der perfekte Hund

Verena Höntsch

Uuuuui, der ist aber gut erzogen!


Dasselbe wie mit Kindern: Aber liegt es nicht in Wahrheit im Auge des Betrachters, was gut oder nicht gut ist? Manch einer freut sich, wenn der Hund nicht auf den Teppich pinkelt. Andere sind erst zufrieden, wenn er 43 verschiedene Kommandos für 51 seiner Kuscheltiere und Quitschies unterscheiden kann. Also was ist jetzt "gut erzogen"?




Hundeerziehung ist mindestens genauso diskussionswürdig wie Kindererziehung. Und genauso scheiden sich hier die Geister: Sitz, Platz, Bleib - reicht das heutzutage noch? Ich würde mal sagen, es kommt auf den Hund und den Besitzer an. Ich persönlich habe irgendwann aufgegeben, meinem alten Terrier das komplette Gehorsams-Alphabet beizubringen. Nimmt er das doch eher als Empfehlung entgegen. An guten Tagen jedoch klappt es fantastisch. An schlechten darf ich mich sinnhafter mit meiner Tapete unterhalten.


Auch hier muss man ein wenig schauen, was der Hund mitbringt. Ein Herdenschutzhund oder abstammende Mixe (so wie Lenny) sind ja eher gezüchtet, allein und stur ihr Ding zu machen. Und genauso beschreibt sich das Zusammenleben. Lenny hat hierbei eine faszinierende Seite: Er merkt sich absolut alles beim ersten Mal. Er hat Bock, Dinge auszuführen, die man ihm aufträgt. "Warten" oder "Bleib" erledigt er mich einer selbstverständlichen Sturheit, dass wahrscheinlich währenddessen Bomben und Feuerwerk in der Nähe explodieren könnte. Völlig egal, er hat einen Auftrag. Und das macht er ohne Übung aus dem nichts. Von Anfang an.


Ist er deshalb gut erziehbar? Nö. Draußen kommt dann der HSH-Mix raus und er geht gern seinen Weg. Auch an der Leine. So dass ich die 5-zu-1-Formel anwende. 5 Mal entscheide ich und 1 Mal entscheidet Lenny wo wir langgehen. Das klappt. Hunde können Ausnahmen durchaus erkennen und als solche verbuchen. Er ist auch immer ein bisschen stolz, wenn er dann entscheiden darf.


Genauso flippe ich nicht mehr jedes Mal aus, wenn Opa Jack mit seinen 15 die Abendrunde zu lang ist, ihm kalt wird und er schonmal nach Hause geht. Mittendrin, aus dem Nichts. Aber hey, solange er mir nicht über die Straße läuft - so what?


Vermutlich bekommen spätenstens jetzt die Welpentrainer Schnappatmung, die absolute Konsequenz verlangen. Ist sicher auch richtig. Oder halt das eigene Süppchen, das man wieder auslöffeln muss. Aber ich habe auch Hunde aus dem Tierschutz. Bisschen Trauma, bisschen Starrsinn, bisschen Wundertüte. So haben wir unseren Weg. Der ist aber ok für uns. Dafür wird an Straßen gewartet, nicht gebettelt, wir nehmen uns keine Ressourcen weg.


Darf dann nicht auch meine Erziehung ein bisschen anders sein? Wenn Hunde ein bisschen anders sind? Ich bin hier absolut gerne konsequent, da es vieles leichter macht. Aber ein wenig Bauchgefühl und Empathie darf doch auch mal sein.



 
 
 

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